BGR Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe

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Vulnerabilitätskartierungen militärischer Übungsanlagen der Bundeswehr

Land / Region: Deutschland

Projektanfang: 01.01.2013

Projektende: 31.07.2014

Projektstand: 31.07.2014

Der Anteil der Trinkwasserversorgung aus Grundwasservorkommen beträgt in der Bundesrepublik Deutschland über 70 %. In einigen Regionen der Bundesrepublik wird die Wasserversorgung sogar zu 100 % durch Grundwasser gewährleistet, was die Bedeutung der Ressource unterstreicht.

Als Werkzeug des präventiven Umweltschutzes führt die BGR Vulnerabilitätskartierungen zur Abschätzung der Schutzfunktion des Bodens und der darunter anstehenden Gesteine für Grundwasserleiter und Oberflächengewässer auf Truppenübungsplätzen in Deutschland durch. Die Grundlage für die Vulnerabilitätsbewertung bildet das standardisierte Verfahren der geologischen Landesämter nach HÖLTING et al. (1995) zur Ermittlung der Schutzfunktion einer Grundwasserüberdeckung. Hierunter wird die Bewertung des Rückhaltevermögens der ungesättigten Zone gegenüber infiltrierenden Schadstoffen verstanden (intrinsische Vulnerabilität). Einflussfaktoren wie Gesteins- und Bodenbeschaffenheit, Sickerwasserrate und Grundwasserflurabstand beeinflussen die Konzentration sowie den Zeitpunkt des Schadstoffeintrags und werden mit einem Punktesystem bewertet. Erweitert wird die Methode um eine Risikoabschätzung für lokale Oberflächengewässer. Die intrinsische Vulnerabilität setzt die Eigenschaften der Schadstoffe mit denen des Wassers gleich, vernachlässigt somit  das stoffspezifische Transportverhalten.

Im Gegensatz hierzu betrachtet die spezifische Vulnerabilität das Verhalten eines ausgewählten Schadstoffes oder einer Schadstoffgruppe in der intrinsischen Umgebung. Folglich können schadstoffabhängige mechanische, physikochemische sowie mikrobielle Prozesse, die sich während der Schadstoffverlagerung in der ungesättigten Zone mindernd auf den Eintrag in das Grundwasser auswirken können, berücksichtigt werden. Aus diesem Grund wird in einem zweiten Schritt die spezifische Vulnerabilität ermittelt und mit den Ergebnissen der intrinsischen Bewertung verrechnet.

In der ersten Projektphase werden die Truppenübungsplätze Baumholder (Rheinland-Pfalz) und Oberlausitz (Sachsen) intrinsisch und spezifisch bewertet. Der Fokus der stoffspezifischen Bewertungen liegt auf ausgewählten Übungsanlagen (u. a. Schießbahnen, Artilleriezielgebiete, Sprengplätze). Diese werden unter Berücksichtigung von umweltrelevanten Munitionsinhaltsstoffen und Übungsintensität ausgewählt. Im Zuge dieser Arbeiten wird eine Datenbank aufgebaut, die eine Verknüpfung zwischen den verschiedenen Munitionsarten und deren Inhaltsstoffen im Hinblick auf die physikochemischen Eigenschaften bzw. Umweltrelevanz aufweist. Anschließend wird die Datenbank zusammen mit den erhobenen naturräumlichen Daten in einem geografischen Informationssystem ausgewertet. Ziel ist es das Gefährdungspotential einzelner Übungsanlagen auf Grundwasserleiter und Oberflächengewässer zu bestimmen und dort, wo erforderlich, priorisiert und zielgerichtet Geländeuntersuchungen zur abschließenden Gefährdungsbeurteilung durchzuführen und ggf. Sanierungsmaßnahmen einzuleiten.

Sprengplatz auf dem TrÜbPl OberlausitzSprengplatz auf dem TrÜbPl Oberlausitz Quelle: BGR

Die Übungsplätze Baumholder und Oberlausitz unterscheiden sich wesentlich in ihren hydrogeologischen sowie topografischen Eigenschaften und verdeutlichen die vielseitige Einsetzbarkeit der Bewertungsmethode. Der Mittelgebirgsübungsplatz Baumholder weist charakteristische Höhenunterschiede mit einer mittleren Geländehöhe von 500 m NN auf. Aufgrund der geologischen Gegebenheiten wird der Niederschlag größtenteils  als Oberflächenabfluss abgeführt. Oberflächennahes Grundwasser fließt weitestgehend im Hangschutt und in der oberflächennahen Verwitterungszone des Vulkanitgesteins ab. Die im Norden und teilweise im Süden des Übungsplatzes anzutreffenden Sandsteine und Konglomerate bilden hingegen deutlich ergiebigere Kluftaquifere. Im Unterschied hierzu befindet sich der Truppenübungsplatz Oberlausitz im größten Binnendünengebiet Ostdeutschlands mit durchschnittlichen Höhenlagen von 135 – 145 m NN. Die Grundwasserleiter sind aus weichselglazialen bis holozänen Sanden und Kiesen mit lokal ausgebildeten Schluffeinlagerungen aufgebaut und sind somit als Porengrundwasserleiter zu charakterisieren.

Nach Abschluss der intrinsischen und spezifischen Bewertung für die Truppenübungsplätze Baumholder und Oberlausitz wird angestrebt, weitere Truppenübungsplätze mit den dazugehörigen Übungsanlagen im gesamten Bundesgebiet zu bewerten. Die Vulnerabilitätskartierung ergänzt das zukunftsorientierte Übungsplatzmanagement um Gesichtspunkte des vorsorgenden Boden- und Gewässerschutzes, mit Blick auf eine langfristig umweltverträgliche und nachhaltige Nutzung der Übungsanlagen.

Förderungsnummer:

Bundesministerium der Verteidigung (BMVg), Auftrags-Nr.: 12816/S12/001

Kontakt:

    
Dr. Sven Altfelder
Tel.: +49-(0)511-643-3851

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